FER(N)FÜHRUNG GEGEN DEN OPERNBLUES – #2 Der Gluck-Saal im Opernhaus
In diesen von sozialer Distanzierung geprägten Zeiten können wir uns kaum mehr vorstellen, dass wir uns einmal gerne vor der Vorstellung und während der Pause gemeinsam mit den anderen Gästen im Gluck-Saal versammelt haben!
Wer bereits eine Vorstellung im Opernhaus besucht hat, kennt ihn – den Gluck Saal. Der Gluck-Saal ist ein Ort der Begegnung und des Austausches. In diesem Raum finden unter anderem Stückeinführungen, Premierenfeiern, die Pausenbewirtung und eine Reihe musikalischer Konzerte (u.a. Liederabend, Kammerkonzerte) statt.
VOR 1935
Als das Opernhaus 1905 erbaut wurde, war dieser Raum als Wandelhalle vorgesehen. Der Saal nimmt die ganze Breite und Tiefe des Vorderhauses ein und wirkte dank seines plastischen Schmucks im Stil des Historismus überwältigend. Die Ausstattung war üppig mit Motiven aus Flora und Fauna und raffinierten Deckenmalereien.
NACH 1935
Die von Hitler angeordnete Umgestaltung des Theaterinneren im Jahre 1935 (Architekt: Paul Schultz-Naumburg) hatte den völligen Verlust dieser ehemaligen historistischen Ausstattung zur Folge. Nach Beseitigung der Wandgliederungen, des Tonnengewölbes und der virtuosen Illusionsmalerei erhielt der Raum eine flache Voutendecke.
Die Neugestaltung in spröden neoklassizistischen Formen war an den von Paul Ludwig Troost entwickelten „Dampferstil“ angelehnt, so benannt, weil er vor allem bei der Einrichtung von Kreuzfahrtschiffen, aber auch von Tanzdielen und Festsälen zum Einsatz kam.
Die beiden Emporen an den Schmalseiten, die den zweiten Rang mit den intimen Séparées an der Ostfassade verbunden hatten, ließ man abbrechen, um Platz für zwei großformatige Kunstwerke zu schaffen: Für die Amazonenschlacht von Anselm Feuerbach (in der zweiten Fassung von 1873) und einen Gobelin mit Darstellung einer Seeschlacht aus dem 17. Jahrhundert. Die „Amazonenschlacht“ befindet sich heute im Germanischen Nationalmuseum und ist im Besitz der Stadt Nürnberg. Durch den Einbau der sogenannten „Führerloge“ wurden zwei Wandnischen geschaffen, die den Zugang von der Loge zum Gluck-Saal flankieren. In den Nischen wurden zwei weibliche Aktfiguren aus Bronze aufgestellt, die von der Bildhauerin Hanna Cauer (1902-1989), einem Schützling von Schultze-Naumburg, geschaffen wurden. Es sind die einzigen „dekorativen Elemente“, die aus der Zeit des Nationalsozialismus übernommen wurden.
HEUTE
Den Namen Gluck-Saal erhielt das Foyer im Jahr 2005 – zu Ehren des in Erasbach geborenen Opernreformers Christoph Willibald Gluck. Die Gluck-Statue wurde zur Eröffnung der ersten Internationalen Gluck-Festspiele in Nürnberg in Auftrag gegeben und am 4. März 2005 im Opernhaus feierlich enthüllt. Sie wurde von der Bildhauerin Anna Chromy geschaffen und in der Taufkirche von Christoph Willibald Gluck in Weidenwang gesegnet.
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